Skip to content

Neue Fenster die dem Schimmel Tür und Tor öffnen

Moderne Fenster dämmen hervorragen und sie schließen absolut dicht. Super, oder? Jein. In hoch gedämmten Gebäuden ist der Einbau von energetisch hochwertigen Fenstern zwar durchaus konsequent. In einem Altbau, mit einer nur mäßig gedämmten oder ungedämmten Fassade, kann ein Fensteraustausch jedoch Schimmelpilzbefall zur Folge haben. Dieser konzentriert sich oft auf die Wandecken (eigentlich sind es Kanten und nicht Ecken) und an den Fensterlaibungen. Was im Altbau nach dem Einbau von neuen Fenstern erforderlich wird, ist ein geändertes Lüftungsverhalten. Warum?

Die neuen und luftdicht eingebauten Fenster lassen in der kalten Jahreszeit, im Vergleich zu ihren in die Jahre gekommenen Vorgängern, kaum noch Luft durch die Fensterdichtungen entweichen. Gleiches gilt für die zuvor leicht undichten Anschlussfugen zum Mauerwerk. Während durch diese Undichtigkeiten vorher ein „natürlicher“ Luftwechsel stattfand, ist dieser nun – planmäßig – auf ein Minimum reduziert. Das hat nicht nur Vorteile. Bei undichten Fenstern kann sich die Raumluft innerhalb von 24 Stunden zwei bis vier Mal komplett erneuern, was einer automatischen Lüftung gleichkommt. Bei modernen Fenstern liegt dieser Wert eher bei „Null-Komma-Null-Irgendwas“ bis „Null-Komma-Irgendwas“.

Allein deshalb sollte nach dem Einbau der neuen und dichteren Fenster mehr gelüftet werden. Dies gilt übrigens nicht nur in Bezug auf die Raumluftfeuchte, sondern auch mit Verweis auf die Raumluftschadstoffe. Neben dem ausgeatmeten Kohlendioxid sind es auch Stoffe wie z.B. das Formaldehyd aus den Möbeln, die Lösungsmitteln aus diversen Lacken oder die Flammschutzmittel aus den elektronischen Geräten, die, unbeeindruckt von den teuren neuen Fenstern, weiterhin munter ausgasen. Diese Stoffe können jetzt aber in deutlich geringerem Umfang durch Undichtigkeiten im Bereich der Fenster nach draußen entweichen.

Der Raumnutzer oder – sofern vorhanden – die Lüftungstechnik müssen den reduzierten Luftwechsel daher aktiv ausgleichen. Ohne Lüftungstechnik bedeutet das also mehrfach pro Tag Stoßlüften bzw. am besten Querlüften. Bezüglich der Raumluftfeuchte kann auch eine Kombination aus Stoßlüftung/Querlüftung und einer mit Augenmaß und Vorsicht durchgeführten Kipplüftung sinnvoll sein. Was ich damit meine, erkläre ich in diesem Blogbeitrag (https://bauschaden-baubiologie.de/kippluftung-besser-als-ihr-ruf/).

Passen die Bewohner ihre Lüftungsgewohnheiten nach dem Einbau der neuen Fenster nicht an die veränderte Situation an, steigt die Raumluftfeuchte in der Wohnung. Während der kalten Jahreszeit steigt dadurch an den kühlsten Stellen im Raum die Gefahr von Schimmelpilzbildung. Meist zeigt sich dieses hygienische Problem an den typischen Wärmebrücken, wie den Fassadenecken oder den Fensterlaibungen. Die Dichtigkeit der Fenster und die damit einhergehende erhöhte Raumluftfeuchte sind dabei nicht die einzigen Ursachen für den unerwünschten Schimmelpilzbefall. Die erhöhte Gefahr von Schimmelpilzbildung ist auch der besseren Dämmwirkung der neuen Fenster geschuldet (geringerer U-Wert der neuen Fenster). Wir erinnern uns, an den kühlsten Stellen im Raum steigt die Gefahr von Schimmelpilzbildung. Es drängen sich folglich zwei Fragen auf „Wo war vorher die kälteste Stelle?“ und „Wo ist sie jetzt?“.

In alten, unsanierten Gebäuden ist das Fenster meist die kälteste Stelle der Wand. Das kennen wir vielleicht noch von früher. Die Fenster beschlugen innenseitig, weil die Scheiben im Winter so kalt waren, dass die Luft innen an den Scheiben kondensierte (und bei starkem Frost schöne Eisblumen entstehen ließ). Dieses Kondensat (Tauwasser) lief an der Scheibe herunter und wurde im Idealfall durch einen Kondensatablauf abgeführt (Öffnungen im Glasfalz). Dieser Zustand ändert sich im Altbau aber durch den Einbau von neuen Fenstern mit moderner Wärmeschutzverglasung. Denn nun kann der U-Wert der Fenster (der Wärmestrom von warm nach kalt) geringer sein, als der der Außenwand. Das heißt, dass die Fenster besser dämmen als die Wand. Nun ist also nicht mehr das Fenster, sondern die Wand selbst das kälteste Bauteil im Raum. Das kann dazu führen, dass sich der Bereich an dem die Raumluftfeuchte kondensiert vom Fenster in kühle Wandbereiche verschiebt. Die überschüssige Feuchtigkeit aus der Raumluft, die sich früher an der Verglasung des Fensters niederschlug (ehemals kälteste Stelle), kondensiert nun unter Umständen an der kalten Außenwand oder führt zumindest in diesem Bereich zu höheren Luftfeuchten. Die Folge ist eine erhöhte Schimmelpilzgefahr. Diese Gefahr kann man mit der gleichzeitigen Dämmung der Fassade begegnen, vor allem aber mit den bereits mehrfach in meinen Blogbeiträgen besprochenen Maßnahmen (Heizen, Lüften, Luftentfeuchter aufstellen, Kontrolle der Raumluft mittels Hygrometer, etc.).

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *